Hauptgeschoss des barocken Residenzschlosses in Rastatt mit großem Aufwand neu gestaltet

Mit einer weiteren, strahlenden Facette wartet das Residenzschloss in Rastatt auf. Die Beletage (Hauptgeschoss) der barocken Anlage ist neu gestaltet. Es geht um Atmosphäre – die sollen die Besucher künftig noch stärker spüren, wie beim Festakt zur Eröffnung deutlich wurde, bei dem das Akkordeon-Ensemble des Harmonikaspielrings Berghausen unter der Leitung von Ralf Schwarzien musikalische Akzente setzte. Geschichte bewahren, für die Gegenwart lesbar machen und weiter in die Zukunft tragen, das ist das Konzept, das von Konservatorin Petra Pechacek entwickelt und umgesetzt wurde. Für die Besucher sei es wichtig, Atmosphäre zu spüren – ob nun auf einer Burg, in einem Kloster oder einem Schloss unter staatlicher Verwaltung – so die Konservatorin. Atmosphäre schaffe ein Gefühl dafür, wie die Menschen früher gedacht und gelebt haben und wie wir mit dieser Zeit verwurzelt seien. Damit können auch Besuchergruppen angesprochen werden, die dem Museumsbetrieb eher fremd gegenüberstehen. Und es kann vermittelt werden, warum viel Geld in diese Denkmäler fließt.

Als das Rastatter Schloss nach dem Tod des letzten Vertreters der katholischen Linie an die evangelischen badischen Markgrafen in Durlach fiel, wurde das Schloss weitgehend leergeräumt, das kostbare Interieur kam nach Durlach und später teilweise ins badische Landesmuseum. Bei der großen Auktion der badischen Markgrafen im Jahr 1995 gelang es dem Land, Stücke zu erwerben, die nachweislich aus dem Rastatter Schloss waren. Einige dieser kostbaren Einzelstücke aus dem persönlichen Besitz von Markgraf Ludwig Wilhelm und seiner Frau Sibylla Augusta werden in Vitrinen ausgestellt. Etwas ganz Besonderes ist das Miniaturen-Kabinett der Markgräfin, das einen intimen Einblick in den Kunstgeschmack dieser Zeit gibt. In der Zukunft will das Residenzschloss zudem sein didaktisches Angebot erweitern. Da es die einzige große Veranstaltung der badenwürttembergischen Staatlichen Schlösser und Gärten in diesem Jahr war, nutzte Staatssekretärin Gisela Splett dies, um Karin Ehlers, die Leiterin des Bereichs Sammlungen und Vermittlung, in den Ruhestand zu verabschieden. Sie habe maßgeblich an dem neuen Konzept für die Vermittlung von Historie mitgearbeitet und Ideen eingebracht und verwirklicht.

Rastatts Oberbürgermeister Hans Jürgen Pütsch freute sich über die neue Gestaltung der Beletage, die das Schloss für Besucher aus nah und fern noch attraktiver machen werde. Für die Bewerbung um die Landesgartenschau 2032 sei die Schlossanlage an exponierter Stelle miteinbezogen worden. Gerade der Schlosspark biete Möglichkeiten der Neugestaltung im Rahmen einer solchen Schau.

Seit 2015 hat das Land Baden-Württemberg 3,1 Millionen Euro in die Rastatter Schlossanlage investiert, darunter allein zwei Millionen Euro für die mehr als 20 Jahre dauernde behutsame Restaurierung der Schlosskirche, die als komplett erhaltenes Gesamtensemble barocker Frömmigkeit ein Alleinstellungsmerkmal hat und seit 2017 wieder für geführte Besuchergruppen zugänglich ist. (mhol)